Diplomarbeit
Viele Lehnwörter decken natürlich einen Bedarf, andere sind wiederum "Luxuslehnwörter, die aus Prestigegründen entlehnt werden...”* Hierbei werden manchmal einheimische Wörter verdrängt, aber oft tritt auch eine Bedeutungsdifferenzierung ein, indem das entlehnte Wort z.B. eine speziellere Bedeutung erhält als das deutsche:
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*H-D Fischer., Einführung in die deutsche Sprachwissenschaft.- 1992.-87 S.
Drink '(alkoholisches, bes. Mix-) Getränk'
Hit '(besonders erfolgreicher) Schlager'
Job '(meist: vorübergehende) Arbeit'
Meeting '(politische, wissenschaftliche oder sportliche) Zusammenkunft
Die englischen Wörter können mit deutschen Kompositionsgliedern und Ableitungsmorphemen verbunden werden:
Milch-Shake, Käsetoast, Reiseboom, Raumdesigner; Dispatcherdienst (DDR), Livesendung, Round-Table-Konferenz; foulen, trampen, restbar, Managertum.
Die Gründe für die grosse Flut der Entlehnungen sind aussersprachlicher Natur: die politische Vormachtstellung der Vereinigten Staaten nach dem 2. Weltkrieg, bes. in der Bundesrepublik; westliche Bündnispolitik; Internationalisierung auf wirtschaftlichem, kulturellem und wissenschaftlichem Gebiet.
Fachsprachen mit stark anglisierter Terminologie sind u.a.
Luftfahrt: Cockpit, Clipper, Turbojer
Datenverarbeitung: Chip, Plotter, Diskette, Software
Psychologie und Soziologie: Sensitivity-Training, Ilern, In-Group
Werbefachsprache: Visualizer, Self-Liquidator
Einen systematischen Sprachpurismus gibt es aber heute nicht mehr. Die Haltung dem Fremdwort gegenüber ist liberaler geworden. Für die Sprachpflege von heute ist die Frage in erster Linie sprachsoziologischer Natur: In den Fachsprachen brauchen wir die internationale Terminologie In der Allgemeinsprache aber sollten Fremdwörter in den Fällen vermieden werden, wo sie der Leser oder Hörer nicht ohne weiteres versteht. Es wird also vor einem Prestigegebrauch überflüssiger Fremdwörter gewarnt, der soziale Unterschiede noch unterstreicht und ausserdem zu kommunikativen Störungen führen kann .
In der DDR wurde zunächst versucht, die Flut der Amerikanismen und Anglizismen einzudämmen. In manchen Kommunikationsbereichen sind sie jedoch in der DDR ebenso auffallig wie in den anderen deutschsprachigen Ländern. Neben den Internationalismen der Fachsprachen sind die Angloamerikanismen hauptsächlich in Texten über Fernsehen, Film, Freizeit, Sport und Mode zu finden (Feature, Show, Fan. Camping. Rallye, Make-up). In der Sprache der Jugendlichen ist die Fremdwort-frequenz höher, und Angloamerikanismen erscheinen hier auch als Modewörter: Hit; Disko (Diskothek). das popt (das ist hervorragend).
Darüber hinaus gibt es einige auf die DDR beschränkte Fremdwörter, die nicht seilen durch das Russische vermittelt wurden: Dispatcher 'Ingenieur, der die Produktion des Betriebes lenkt', Kombine 'land-wirtschaftliche Maschine'.
Charakteristisch ist schliesslich auch der Fremdwortgebrauch in politischer Absicht, um in politisch-ideologischer Abgrenzung Verhältnisse der westlichen Welt zu bezeichnen. In diesen Fällen sollen manchmal negative Begleitvorstellungen erweckt werden: Vietnam-Killer, Luftgangster, High Society, Kongress-Lobby, Manager, Gewerkschaftsboss.
Man unterscheidet zwischen alten und neuen Anglizismen und trennt diese beiden Kategorien durch das Jahr 1945.Behandelt werden im allgemeinen nur nach 1945 ins Deutsche entlehnte Anglizismen.Das Kriegsende im Jahre 1945 ist sicher nicht nur ein wichtiges Datum in der politischen Entwicklung der deutschsprachigen Länder, sondern auch in ihrer Sprache.Dennoch kann dieser Zeitpunkt nicht absolut gesetzt werden,sondern ist mit dem Vorbehalt zu versehen, dass vor 1945 begonnene sprachliche Entwicklungen nicht in diesem Jahr zu einem jähen Ende kamen und dass die englischen Einflüsse auf die deutsche Sprache nicht nach diesem Jahr ein absoluter Neubeginn waren. Trotzdem kann man wohl sagen, dass der grosse Schub deutscher Entlehnungen aus dem Englischen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges erlolgte.