Diplomarbeit
“Unter Fremdwort wird hier ein aus einer fremden Sprache übernommenes Wort verstanden, das Gegenstände, Eigenschaften, Tätigkeiten oder Begriffe bezeichnet, die die eigene Sprache nicht genau genug ausdrücken kann oder nicht kennt oder die sie aufnimmt, obwohl häufig gleichwertige Wörter oder solche mit gleicher oder ähnlicher Bedeutung zur Verfügung stehen. Schreibung und Aussprache bleiben unverändert. Lehnwörter gleichen sich im Gegensatz zum Fremdwort dem Deuteten an.”*
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*Broder Carstensen., Amerikanismen der deutschen Gegenwartssprache.-1967.-35 S.
Die direkte Übernahme in unveränderter Form und Bedeutung kommt heute besonders häufig vor, und der Anteil den Anglo- Amerikanismen ist erheblich gröss : Babysitter, Beatnik, Boss, Brain trust, Cast, Comics, Fan, Job, o. k., Public Relations, Pep, Glamour, Detergents und viele weitere, die hier aus Raumgründen nicht vollzählig aufgeführt werden können. In den Fach- und Sondersprachen dringen immer stärker Fremdwörter aus dem AE vor: Fastback, Stress, Music Minus One, Operation(s) Research, Laser usw.
Die Begrenzung der Untersuchung auf das nach 1945 übernommene Wortmaterial müsste eine äusserst wichtige Kategorie unterschlagen: die Wörter, die zwar vor dem gesetzten Termin aus dem Englischen ins Deutsche eindrangen, aber heute noch produktiv sind, in manchen Fällen produktiver als die nach 1945 übernommenen. Das zeigt sich besonders deutlich bei der Entstehung neuer Komposita:Lord kam schon im 17. Jahrhundert ins Deutsche, bildet aber heute viele neue Zusammensetzungen: Presselord, Zeitungslord, Richterlord. Boom ist seit 1911 im Deutschen belegt, aber heute wuchern solche Bildungen wie Bau-Boom, Baby-Boom, Bun-kerboom, Frachtenboom, Rosenmontagsboom und andere. City (seit 1752 im Deutschen belegt), Clan, das um 1900 übernommen wurde, Lady (1735 übernommen) und nicht zuletzt Manager, zu dem später Managerin, managen, Management und Managerkrankheit (1950) gebildet wurden, erweisen sich als besonders produktiv. Bei dem bereits 1895 ins Deutsche eingedrungenen Star ist ein anderes Faktum zu verzeichnen: auch Star bildet viele Zusammensetzungen (Star-Richter, Star-Anwalt, Star-Advokat, Star-Kmmentator, Star-Jurist usw.), aber in den meisten dieser Fälle hat das englische Wort seine ursprüngliche Bedeutung verloren und gewinnt, mit einem bedeutungsverschlechternden Nebensinn versehen, eine neue, adjektivähnliche Bedeutung, etwa ,bekannt,,berüchtigt,,(zu sehr) um öffentliches Ansehen bemüht.
Die Hauptverwendung eines Fremdwortes in einer Fach- oder Sondersprache braucht nicht zu bedeuten, dass es nicht im allgemeinen Sprachgebrauch vorkommt: Fallouts (radioaktiver Niederschlag) ist ein Ausdruck aus der Kerntechnik, der aber weithin bekannt ist. Selbst in übertragener Bedeutung kommt das Fremdwort vor:
-Keine Blasphemie war dem grossen alten Mann dafür zu lästerlich ..., kein Wahrheitstwist war ihm zu anstössig.
-Der Tarif-Twist des Eisenbahner-Bosses wurde erst ruchbar, aIs ...
... wo von Lieselotte Pulver bis zu Peter Kraus der deutsche Film Brust an Brust twistet...
-Der Spiegel zeichnet sich auch in dieser Beziehung besonders aus.
Der Unterschied zwischen Luxus- und Bedürfnislehnwort spielt bei allen diesen Vberlegungen eine grosse Rolle. Manche Fremd- und Lehnwörter sind mit der Sache selbst zu uns gekommen, andere rivalisieren mit entsprechenden deutschen Bezeichnungen.
Schliesslich muss die Tatsache betont werden, dass nicht alle Übernahmen aus der englischen Sprache in den aktiven Wortschatz jedes Sprechers eingehen. Zwar ist die Zahl der Fremd- und Lehnwörter aus dem Englischen überraschend gross, aber ihre tatsächliche Verwendung ist auf eine geringe Zahl von Sprechern beschränkt. Hier fehlt es noch völlig an konkreten Untersuchungen, aber es ist deutlich, dass Jugendliche zur häufigen Verwendung des Fremdwortes neigen, und es besteht auch kein Zweifel darüber, dass sich einige der aus dem AE übernommenen Wörter einen festen Platz im Deutschen erobert haben: Babysitter, Boss, Fan, Job und Trend sind vielleicht die am häufigsten vorkommenden. Manche anderen wie etwa Festival, Quiz und Public Relations sind seltener, und solche wie Drive-in, Image und Park and Ride werden nur von Sprechern verwendet, die der englischen Sprache mächtig sind.
Es lassen sich einige Kategorien erkennen, in die das Fremdwort besonders
leicht Eingang findet: gesellschaftliches Leben (Babysitter, Society usw.), Musik und Tanz (Band, Hit usw.), Theater – Film (Festival, Musical usw.), Presse – Rundfunk – Fernsehen (Feature, Liven,usw.), Literatur (Comics, Understatement usw.), Reise und Verkehr (Camping,
. Motel und andere), Wissenschaft – Technik – Industrie (Automation, Test u. a.), Wirtschaft und Geschäftsleben (Lobby, Pressure group und weitere), Politik und Militärwesen (Camp, Jeep u. a.). Es scheinen die Bereiche zu sein, in denen der amerikanisch-deutsche Kontakt am engsten war und ist.
6.7.2. Lehnübersetzung
Damit wird hier die "genaue Nachübersetzung eines fremden Ausdrucks bezeichnet". Solche Fälle begegnen oft; aus ihrer Fülle folgen hier die am häu6gsten vorkommenden: Beiprodukt (aus byproduct), Fiskaljahr (nach pascal year), Flaschenhals (nach bottleneck), Gehirnwäsche (nach brain washing), hartgesotten (nach hard-boiled), Herzattacke (aus heart attack), Eierkopf, eine Spiegel-Bildung, nach egg-head, Compaktzeagen (aus compact car), Teilzeitarbezt (nach piece[time] work), Schowmann (nach showman), ferner brandneu, Elektronengehirn, das gefüttert wird (nach to feed), entfesten und Entfestung, Fernsehen, Froschmann, Neukommer, praktischer Humor, Kalter Krieg, Textbuch, Flutlicht, Gipfel-Konferenz, Hexenjagd, und viele weitere.Dabei wird es der deutschen Sprache nicht immer so leicht gemacht wie in den angeführten Fällen. Manche häufig vorkommenden Amerikanismen sind unübersetz-bar. Keiner der vielen Übersetzungsversuche für Public Relations. (Kontaktpflege, Öffentlichkeitsarbeit, Beeinflussung der öffentlichen Meinung, Meinungspflege, hat im Deutschen festen Fuss fassen können. Der Fall von long drink etwa zeigt, dass hier jeder Übersetzungsversuch scheitern muss. Übers Eis ist einer der Versuche, on the rocks wiederzugeben, und High Life mit Hochleben zu übersetzen, ist eine der vielen heute vergessenen Bemühungen um eine Übertragung ins Deutsche.