Mittelhochdeutsch
Die Kasusflexion der Substantive wird auf vier Endungen (-e, -es, -en, –er) reduziert. Die Vereinfachung der Flexion ruft einen Ausgleich im Deklinationssystem hervor. Die Deklination der Substantive richtet sich nun immer mehr nach dem grammatischen Genus. Dafur wachst die Rolle der das Substantiv begleitenden Pronomen und Artikel.
Eine wichtige Neuerung in der Morphologie des mittelhochdeutschen Substantivs ist der Schwund des Instrumentalis. Es wird durch prдpositionale Fьgungen mit durch, mit, von ersetzt.
DAS WERDEN DER STARKEN UND SCHWACHEN DEKLINATION DER SUBSTANTIVE
Bei den Maskulina und Neutra entwickelt sich bereits zu Beginn der mittelhochdeutschen Sprachperiode eine Deklination aller ehemaligen vokalischen Stдmme. In ihr treten bereits deutlich die Kennzeichen der heutigen starken Deklination hervor.
Maskulina
(alte a-St.i-St.ja-St. wa-St.)
Sg. N. tacgast hirtsnк
G. tag-es gast-es hirt-es snк-wes
D. tag-e gast-ehirt-e snк-we
A. tacgast hirt snк
Pl. N. tag-e gast-ehirt-e snк-we
G. tag-egast-e hirt-esnк-we
D.tag-en gast-en hirt-ensnк-wen
A. tag-e gast-e hirt-e snк-we
Die Unterschiede zwischen den ehemaligen vokalischen Stдmmen sind auf wenige Resterscheinungen reduziert. Die e-, i-Stдmme unterscheiden sich von den a-St. nur durch den Umlaut im Plural.
Die ja-St. unterscheiden sich von den a-St. nur durch die Endung –e (< i) im N., Ak. Sg., wa-St. Bewahren noch ein eigentьmliches w.
Neutra
Zur starken Deklination gehцren alle Neutra auЯer vier Wцrter: herz „Herz“, ore „Ohr“, wange „Wange“, ouge „Auge“.
(alte a-St. ja-St.wa-St.)
Sg. N. wort-e kьnn-eknie-e
G. wort-eskьnn-es knie-wes
D. wort-e kьnn-eknie-we
A. wort-e kьnn-eknie-e
Pl. N. wort-e kьnn-e knie-e
G. wort-e kьnn-e knie-we