Die Judenverfolgunfg im Dritten Reich (1941-1942)
Reich. Viele am Leben gebliebene Hдftlinge sind Zeugen dieses Alptraums.
Ihre Erzдhlungen, Notitzen und Zeugnisse warnen uns, die Tendenz der neonazistischen Erscheinungen rechtzeitig zu bemerken und sie aus unserer eigenen Krдften vorzubeugen.
VI. Deportationen im Westen.
Holland wurde von Deutschen am 10. Mai 1940 besetzt. Seit dieser Zeit fьrten Nazis ihre Aktionen auch hier durch. Die Nederlanden haben im
Vergleich zu Russland, Polen, Frankreich nicht so viel erlebt. Es bestand kein Massenmord von Hollдndern. Es gab keine KZ, die so wie Buchenwald oder Auschwitz ins Buch der Schuld der deutschen Nation vor anderen
Vцlkern eingetragen wurden.
Trotzdem wurden hier Juden nicht in Ruhe gelassen. Das beste Verfahren der Jagt auf Juden, die Nazis in diesem Land ausgewдlt hatten, waren
Razzien. Holland musste von Juden gereinigt werden.
Wir fьhren ein kurzes Zeugnis von Heinz Landwirth, einen
“Auszureinigenden”:“Am 27. Mai hatte die letzte grosse Razzia stattgefunden. Man sah kaum noch Juden in den Strassen, aber noch immer wohnten Hunderte von Familien in der Afrikanerbuurt. Auch in der Stadionbuurt gab es einige jьdische
Familien. Wer noch nicht abgeholt war, wьrde bald abgeholt werden, daran war nicht zu zweifeln. Es war jedenfalls hцchste Zeit zu verschwinden.
Gleichzeitig mit dem Persoonsbewijs - ich wurde Johan Gerrit Overbeek, geb. in Aalten, Gelderland, am 7. Jдnner 1926 - bekam ich von der jьdischen Widerstandsorganisation die Adresse eines Bauern in Jutphaas bei
Utrecht, zu dem ich mich zu begeben hatte. Ausserdem wurden mir
Lebensmittelkarten fьr einen Monat ausgefolgt. Ich durfte den
Persoonsbewijs selbst unterschreiben. Er war so gut, dass ich nie feststellen konnte, inwiefern er gefдlscht war, und man sagte es mir auch nicht. Ich vermute, dass seine Nummer verдndert war, aber das war unbedenklich, da man bei einer Strassenkontrolle nicht gleich fьrchten musste, dass die Nummer ьberprьft wьrde. So hatte ich also jetzt alles in
Ordnung, das Abenteuer konnte beginnen. Und rascher als erwartet begann es auch wirklich drei Tage spдter am Sonntag, dem 20. Juni 1943.
Dieser strahlende Sommertag war der Stichtag, an dem Amsterdam
“judenrein” werden sollte. Wer dann noch bleiben durfte, war hoher
Funktionдr des Joodschen Raads, Portugiese, in Mischehe, sterilisiert oder
“Ehrenarier”. Um sieben Uhr frьh wurde mit Lautsprechen verkьndet, dass sic h jede jьdische Familie mit ihrem Gepдck auf die Strasse zu begeben hдtte, die Wohnungen seien zu verschliessen. Wer nicht folge und nach
Abschluss der Aktion gefunden wьrde oder wer zu flьchten versuche, wurde mit Straflager bedroht. Das Ende hatte begonnen. Die Polizeiwagen mit den
Lautsprechern fuhren fort, in andere Strassen. Es blieb merkwьrdig ruhig in unserer Gegend. Die Bьndel standen gepackt. Ich hatte ein Kцfferchen mit den nцtigen Dingen auf meinem Bett. Mein Entschluss, noch im letzten
Augenblick zu verschwinden, stand fest, wie aber, das wusste ich nicht.
Granaats sagte ich nichts von meiner Absicht, es wдre auch sinnlos gewesen...”
Das ist nur ein Zeugnis. Wenn wir aber alle Zeugnisse von Menschen, die im Westen deportiert wurden oder unter solcher Risiko standen, hier angefьrt hдtten, hдtte der Stoff fьr eine riesengrosse Bibliothek gereicht.