Hermann Hesse
Nach den Ferien - Hans ist froh, dass sie endlich vorbei sind - wird er von seinem Vater ins Klosterseminar nach Maulbronn begleitet. Dort wohnt er in der Stube "Hellas" mit acht weiteren Seminaristen, einer davon ist Hermann Heilner"..., ein Schwarzwälder aus gutem Hause. Man wusste schon am ersten Tag, er sei ein Dichter und Schöngeist, und es ging die Sage, er habe einen Aufsatz im Landexamen in Hexametern abgefasst. Er redete viel und lebhaft, besaß eine schöne Violine und schien sein Wesen an der Oberfläche zu tragen, das hauptsächlich aus einer jugendlich unreifen Mischung von Sentimentalität und Leichtsinn bestand. Doch trug er weniger sichtbar auch Tieferes in sich. Er war an Leib und Seele über sein Alter entwickelt und begann schon versuchsweise eigene Bahnen zu wandeln."
Hans befreundet sich mit Hermann Heilner, obwohl die beiden zwei sehr unterschiedliche Menschen sind.
"Es gab auch ungleiche Paare. Für das ungleichste galten Hermann Heilner und Hans Giebenrath, der Leichtsinnige und der Gewissenhafte, der Dichter und der Streber."
Eines Tages versetzt Hermann Heilner einem Mitschüler einen Tritt. Der Ephorus wird Zeuge von dieser Tat und bestraft ihn mit einer schweren Karzerstrafe. Allen Mitschülern wird der Kontakt zu ihm verboten. Hans hat zwar ein schlechtes Gewissen und macht sich Vorwürfe, Heilner verraten zu haben, aber er bricht den Kontakt zu ihm ab. Im Winter gibt es ein Unglück: Der Seminarist Hindinger aus "Hellas" bricht in einem gefrorenen See ein und ertrinkt. Alle sind tief betroffen, doch das führt dazu, dass sich Heilner und Hans wieder vertragen. Hans entschuldigt sich für seine Untreue und der wegen der Karzerstrafe fast vereinsamende Heilner nimmt die Entschuldigung an. Beide waren sehr froh darüber.
"Für die beiden aber kamen nun wunderliche Wochen, ohne eigentliche Erlebnisse, aber voll eines seltsam beglückenden Gefühls der Zusammengehörigkeit und eines wortlosen, heimlichen Einverständnisses. Es war etwas anderes als früher."
Allerdings verschlechtert sich Hans immer mehr in der Schule. Deshalb redet ihm der Ephorus ins Gewissen und rät ihm seine Freundschaft zu Heilner zu beenden. Diesmal steht Hans aber zu seinem Freund und verteidigt ihre Freundschaft vor dem Ephorus. Damit wird aber auch er zu einem ungeliebten Schüler, der von den Lehrern strenger behandelt wird als früher. Eines Tages flieht Heilner aus dem Kloster und wird erst nach zwei Tagen von einem Landjäger zurückgebracht. Daraufhin wird er von der Schule verwiesen. Jetzt ist Hans alleine und seine Schulleistungen verschlechtern sich kontinuierlich.
"Wie ein Hamster mit aufgespeicherten Vorräten, so erhielt sich Hans mit seiner früher erworbenen Gelehrsamkeit noch einige Frist am Leben. Dann begann ein peinliches Darben, durch kurze und kraftlose neue Anläufe unterbrochen, deren Hoffnungslosigkeit ihn schier selber lächerte".
Er hat immer wieder starke Kopfschmerzen und ist mit den Nerven am Ende. Schließlich muss er wegen eines Nervenzusammenbruchs nach Hause entlassen werden und keiner erwartet, dass er wieder zurückkommen wird.
Nach seiner Heimkehr wird Hans bewusst, dass er schon die letzten zwei Jahre vor seinem Klosterbesuch keine Freude am Lernen mehr hatte. Jetzt ist er ohne Hoffnung auf ein schönes Leben und spielt mit dem Gedanken, Selbstmord zu begehen. Er denkt viel an seine Kindheit zurück, an die er sich in diesen Tagen besonders gut erinnert und die für ihn fast Wirklichkeit ist.
"Wenn ein Baum entgipfelt wird, treibt er gern in Wurzelnähe neue Sprossen hervor, und so kehrt oft auch eine Seele, die in der Blüte krank wurde und verdarb, in die frühlingshafte Zeit der Anfänge und ahnungsvollen Kindheit zurück, als könnte sie dort neue Hoffnungen entdecken und den abgebrochenen Lebensfaden aufs neue anknüpfen. Die Wurzelsprossen geilen saftig und eilig auf, aber es ist ein Scheinleben, und es wird nie wieder ein rechter Baum daraus."
Hans sieht in seinem Leben keinen Sinn mehr, gibt den Selbstmordgedanken aber langsam auf und versinkt in einer tiefen Melancholie. Bei der jährlichen Mostpresse hat er wieder etwas Freude und verliebt sich in Emma, die er noch zwei weitere Male besucht. Als Emma abreist, ist Hans sehr traurig und erwacht aus seinem Liebestraum. Aber es kommt eine neue Aufgabe auf ihn zu. Hans wird Lehrling in einer Mechanikerwerkstatt. Es ist nicht einfach für ihn, eine Lehre zu machen, da alle glaubten, dass aus ihm einmal etwas Besseres wird als aus seinen Kameraden. Und jetzt hat er versagt und wird von seinen Kameraden ausgelacht.
"So viel Plage, Fleiß und Schweiß, so viel hingegebene kleine Freuden, so viel Stolz und Ehrgeiz und hoffnungsfrohes Träumen, alles umsonst, alles nur, damit er jetzt, später als alle Kameraden und von allen ausgelacht, als kleinster Lehrbub in eine Werkstatt gehen konnte! Was würde Heilner dazu sagen?"Doch mit der neuen Arbeit kommt sich Hans nicht mehr ganz so nutzlos vor und hat wieder mehr Kontakt zu anderen Menschen. August, sein früherer Freund, der auch Mechanikerlehrling ist, lädt Hans ein, seinen ersten Lohn mit ein Paar Freunden zu 'versaufen'. Hans betrinkt sich das erste Mal in seinem Leben und macht sich dann alleine von der Wirtschaft auf den Nachhauseweg. Am nächsten Morgen wird seine Leiche im Fluss gefunden. Er ist ertrunken.
Hesses Zeit im Klosterseminar im Vergleich zu seinem Roman 'Unterm Rad'
Zwischen Hermann Hesse und Hans Giebenrath lassen sich einige Parallelen ziehen. Hermann Hesse, der Musterschüler, scheint am Anfang seiner Zeit in Maulbronn ein zufriedener und glücklicher Seminarist zu sein, dem das Lernen Spaß macht und der sich in seine neue Umgebung gut eingelebt hat. Neben seinen schulischen Aufgaben beschäftigt er sich zusätzlich mit Schiller.
Im Januar 1892 schreibt er in einem Brief an seine Eltern:
"Mit einem Kameraden habe ich ein kleines , klassisches Museum gegründet, wir haben gegenwärtig zehn Mitglieder. Wir lesen klassische Schillerstücke mit verteilten Rollen, deklamieren eigene und andere Gedichte, versuchen uns in kritischen Vorträgen etc. (...) Es geht mir in Schule und Leben ganz ordentlich, hoffentlich auch Euch."