Mittel der Umschreibung
Das Epiteton ( grich.:“ Beigelegtes“) ist jede Merkmalsbestimmung eines Substantivs, durch die der betreffende Begriff logisch-sachlich konkrtesiert oder emotional eingeschetzt wird.
Häufig sind im Epiteton die beiden genannten Funktionen vereinigt. Das Epiteton erschreckt sich über alle Stile .
Mit seiner Hilfe entsteht vor dem geistigen Auge des Lesers, Hörers oder Gesprechspartners die Vorstellung von Farbe, Form, Klang, Geruch und anderen Sinnensempindungen, aber auch die Vorstellung von auffäligen Eigenschaften und Merkmalen.Dementsprechend unterscheidet man: konkretisierende, bewertende, stehende, unerwartete, tautologische, Lieblingsepiteta.
Das Epiteton ist ein stilistischer Begriff, grammatisch ausgedrückt durch adlektivisches oder partizipiales Attribut ( vor- und nachgestellt), durch Präpositionalattribut und Apposition, durch Prädikatsattribut und Attributsatz.
Konkretisierende Epiteta finden wir ausnahmlos in allen Stilen der schriftlichen und mündlichen Rede. Sie enthalten die genauen Angaben über beschriebene Objekte, Zustände, Vorgänge.
Auf dem Tisch stand eine hohe, grüne Vase. Es war ein zweistöckiges Gebäude, weiß gestrichen...Starkes Wind wehte immer wieder...
Selbst Epiteta im wissenschaftlichen oder offiziellen Stil tragen zur Verdeutlicheung und näheren Erklärung des Gesagten bei, wie etwa:
Eine Frage von grundsätzlicher Bedeutung; die anliegenden Dokumente; die obengenannten Beispiele..Zwar vermitteln sie keine Bildhaftigkeit, aber jedenfalls doch größere Klarheit des Sachsverhalts und damit eine gewisse Anschauligkeit.
Von starken Bildkraft sind die konkretisierende Ep. im Stil der schönen Literatur. Aus ihnen lassen sich manche Rückschlüsse auf die literarisch-ästetische Einstellung des Schriftstellers ziehen.
Bewertende, emotionale Epiteta sind solche, die in erster Linie die persönlichen Beziehungen des Sprechers tzr Wirklichkeit offenbaren. Häufig werden die bewertenden Epitheta in der Publizistik verwendet. Stark ist auch von bewertenden Beiwörtern der Stil der Altagsrede durchgesetzt, wenn wir zum Beispiel von einem fabelhaften Treffen, supperklugen Menschen, eine seelenruhige Atmosphere...
Besonders wichtig sind Ep., die die persönliche Einstellung des Sprechenden anzeigen, in der schönen Literatur. Sie offenbaren Sympatie und Antipathie zum Gegenstand der Rede, sie zeugen von Protest, Kampf und Leidenschaft.
Alle diese häsliche Gesichter schienen mir auf einmal schön zu sein... Verrückte Weiberperson zitterte vor Wut...
Epiteta werden als „stehend“ bezeichnet, wenn sie mit ihrem übergeordneten Bgriff eine formelhafte Verbindung bilden, z.B. in der Volksdichtung: grünes Gras, böse Hexe, blühendes Mädchen, mutiger Junge...
Natürlich sind auch die stehenden Epitheta nicht „ewig“, sondern wechseln mit dem Zeitgeist, mit der sozialen Gesinnung, mit dem Gebiet der Verwendung usw. Wir müssen also den begriff „stehendes“ Epitheton präzisieren, indem wir hinzufügen, für welches Genre, für welche literarische Richtung, für welche Zeit, für welche souiale Gruppe, für welche ideologische Einstellung die betreffenden Beiwörter formelhaft sind.
Den Gegensatz zu den stehenden bilden die sog. „unerwarteten“ Epiteta. In überwigenden Fällen beruhen sie auf übertragener Bedeutung ( metaphorische Epitetha) und dienen als Mittel von Humor und Satire:...und langsam trat herein der verstorbene Doktor Saul Ascher... Er sah aus wie sonst, derselbe transzendentalgraue Leibrock, dieselben abstrsckten Beine und dasselbe mathematische Gesicht...(H. Heine. Die Harzreise)
Der Begriff „unerwartetes Epitheton“ (ebenso wie „stehendes“) ist nur kontextual zu deuten. In einem anderen Zusammenhang kann er durchaus nicht „unerwartet“ sein.
Vorüber gezogen sind die Stunden mit dir.Sie waren warm und weich.
Wir haben hier auch mit bildlichen Epitetha zu tun, deren Bildhaftigkeit aber nicht allgemeinverständlich ist. Der Dichter operiert mit „stimmungsschaffenden“ Tropen, die anscheinend keine Vergleichsbasis- oder Vertauschungsbasis besitzen.
Die „Lieblingsepitheton“ dürfen nicht mit stehenden Beiwörtern verwechseln werden. Es sind Epitheta, die zu einer bestimmten Zeit, innerhalb eines bestimmten Kollektivs, von bestimmten sozialen Gruppen überraus häufig gebraucht werden. Während die stehenden Beiwörter mit je einem einzigen Substantiv oder mit einem ganz engen Kreis von Substantiven formelhaft gebraucht werden, gehen die Liebliengsepitheta Verbindungen mit möglichst viel Substantiven ein.
Tolle Kleider, tolles Mädchen, toller Tag, tolles Geschenk (im Jugendkreis)...
Man muß noch eine Art des Epiteton erklähren: das „tautologische“ Epiteton. Darunter verstehen wir solche Beiwörter, die ein Merkmal herforgeben, das ohnehin schon enthalten ist:
Ein weißer Schimmel, ein Riese von ungeheurer Gestalt...
Tautologische Epiteta können fast in allen Stilarten vorkommen. Besonders oft sind sie im Amtsstil zu finden.