Die Entstehung des Rittertums
Das Frauenleben in der
Ritterzeit
Auch die Töchter der Ritter wurden durch eine besondere Erziehung auf ihre zukünftigen Aufgaben vorbereitet. Auf der väterlichen Burg oder bei einem benachbarten Ritter erlernten die Mädchen, neben den in den hinten stehenden Bildern dargestellten Fähigkeiten, vor allem das höfische Benehmen. Manchmal sogar Fremdsprachen, wie Französisch und Latein. Doch die Rolle der künftigen Hausfrau musste erlernt werden. Alle Kleidungsstücke mussten von der Burgherrin und ihre Mägden selbst genäht werden. Frauen hatten kaum Rechte in der Ritterzeit.
ein schachspielendes PaarFrauen im Garten. Gemälde eines unbekannten Meisters, um
1410.
Frau beim Hanfschlagen.Ein Händler bietet der Burgherrin seine Waren an.
Herstellung von Leinen: Flachs bündeln, Schreiberin (rechts im Bild) des Minne-
raufen, kämmen und spinnen, sängers Reinmar von Zweter.
Im Hintergrund ein Handwebstuhl.
So beschäftigten sich Ritter
im Frieden
Wenn ein Ritter nicht kämpfen konnte, war seine Lieblingsbeschäftigung die Jagd. Ritter sein und jagen – das waren zwei Seiten derselben Medaille.
Um ihrer Jagdleidenschaft zu frönen, kannten die Ritter keine Rücksichten. Manche Bauernaufstände wurden dadurch ausgelöst, dass die vom Jagdfieber Getriebenen bei der Hatz auf Hirsche, Rehe oder Wildschweine mitten durch die Saaten preschten, das reife Korn zertraten, Zäune niederrissen und auch sonst keine Rücksichten kannten. Das alles war tausendmal bestätigtes Herrenrecht.
Als besonders vornehm galt die Falkenjagd. Die Abrichtung eines Greifvogels war ein müheseliges Geschäft und dauerte Jahre. Das Ziel war das das Tier in sekundenschnelle auf seine Beute gestürzt ist: tollkühn und todbringend wie ein Ritter in der Schlacht.
Der Niedergang des
Rittertums
Gegen Ende des 15. Jahrhunderts hatten die Ritter ihre Rolle im Alltagsleben der europäischen Staaten und Völker endgültig ausgespielt. Sie hatten sich überlebt – auf dem Schlachtfeld ebenso wie als gesellschaftliche Klasse. Doch bevor die Erinnerung an sie verblasste, erlebten die ritterlichen Ideale noch einmal eine kurze, aber glanzvolle Blütezeit.
Der Anstoß dazu ging vom Hochadel aus. Während sich ringsum die ritterliche Welt von einst auflöste, blieb bei Baronen, Grafen, Fürsten und Königen eine starke Sehnsucht nach der guten alten Zeit lebendig – nach einer Zeit, in der das Ideal vom „Ritter ohne Furcht und Tadel“ das Leben aufregend und zugleich sinnvoll gemacht hatte. Dieses Ideal einer glanzvollen Vergangenheit wiederzubeleben. Schien ihnen auch ein wirksames Mittel zu sein gegen die geistigen Umwälzungen in einer Zeit, die im Begriffe stand, zu neuen Horizonten aufzubrechen und deshalb vielen nicht geheuer war.
Eine hektische Betriebsamkeit setzte ein. Überall in Europa entstanden neue Ritterorden und Ritterbruderschaften, die ihre Mitglieder auf eine ritterliche Lebensweise einschworen. Doch für eine neue Ritterschaft gab es schon längst keine wirklich Aufgaben mehr. So erschöpfte sich dieses ganze Tun und Treiben rasch in einer Art Gesellschaftsspiel: in bedeutungsschweren Aufnahmezeremonien, feierlichen Gelöbnissen, festlichen Auftritten und allerlei „Kulissenzauber“, wie ein bekannter Historiker das zutreffend genannt hat.Ihren weithin sichtbaren Ausdruck aber fand die neue Ritterbegeisterung vor allem in den phantastisch herausgeputzten Turnieren, wie sie an den großen europäischen Fürstenhöfen, aber auch in vielen Städten in Mode kamen. Um die größte Prachtentfaltung bei diesen sündhaft teuren Veranstaltungen wetteiferten miteinander der englische König Heinrich VIII. (1515-1547), die selbst erfolgreich an solchen Turnieren teilnahmen. An Begeisterung und Glanz weit übertroffen aber wurden beide von ihrem strahlenden Konkurrenten, dem deutschen König und späteren Kaiser Maximilian I. (1486-1519), den schon seine Zeitgenossen den „letzten Ritter“ nannten.